Der Parco del Laveggio der Cittadini per il Territorio im Mendrisiotto gewinnt den Binding Preis für Biodiversität 2024!
Erfahren Sie mehr ↓Die Bürgerbewegung Cittadini per il Territorio hat mit dem Parco del Laveggio ein wertvolles Naherholungsgebiet entlang des Flusses Laveggio geschaffen. Der Laveggio zieht sich durch ein recht chaotisch bebautes Tal im Mendrisiotto, einen raumplanerischen «Unort», in welchem viele verschiedene Infrastrukturen Platz finden mussten. Das Grenzgebiet zu Italien weist jedoch dennoch wertvolle Naturelemente aus, die durch den Parco del Laveggio in den Vordergrund gerückt werden.
Bürgerbewegung Cittadini per il Territorio
Vor rund zehn Jahren wurden die Cittadini per il Territorio ins Leben gerufen. Pläne des Kantons, eine Feuchtwiese einem Bauvorhaben zu opfern, aktivierte die BürgerInnen, die sich in der Folge mit einer Unterschriftensammlung erfolgreich für den wertvollen Naturraum einsetzten. Daraus entstand der Verein, der sich zum Ziel setzte, die ganze Fläche entlang des Laveggios aufzuwerten und zugänglich zu machen. Es wurden engagierte PlanerInnen ins Boot geholt und der Verein wurde zu einem wichtigen Partner für Kanton und Gemeinden. Mit langem Atem, viel Freiwilligenarbeit und mit der steten Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein, konnten sie mit dem Parco del Laveggio etwas Grosses und Vorbildhaftes schaffen.
Restnatur wird zu Erholungsraum
Der Laveggio war lange die Gemeindegrenze, was dazu führte, dass sich die Siedlungen mit dem «Rücken zum Fluss» entwickelten und der Flussraum vernachlässigt wurde. Das Grenzgebiet des Mendrisiotto muss ausserdem viel Infrastruktur beherbergen, die sonst nirgendwo Platz gefunden hat. Dazu gehören Industrie- und Logistikbetriebe, zollfreie Einkaufszentren, Landwirtschaftsflächen und ein dichtes Strassen- und Schienennetz. Der Natur blieben so nur noch Restflächen, viele davon entlang des Laveggio. Die Cittadini per il Territorio sahen den Wert dieser Restflächen, konnten diese für die Zukunft sichern und machen sie durch den nun durchgängigen Langsamverkehrsweg für die breite Bevölkerung sichtbar und zugänglich.
So wird die Restnatur zum Erholungsraum, die Kombination von Naturraum und Infrastruktur, von Wasserplätschern und Autobahnrauschen zur Inszenierung und der Parco lädt dazu ein, seine Umwelt mit allen Sinnen zu erfahren. Der Fluss, das Wasser, führt als roter Faden durch die unterschiedlichen Landschaften und verbindet Natur mit Siedlung und Mensch.
Schutz und Bewahrung von wertvollen Naturflächen
Die bestehenden Naturwerte entlang des Flusses werden geschützt und bewahrt. Die Erholungssuchenden werden geschickt gelenkt. Die wertvollen Naturgebiete können entdeckt und bestaunt werden, gleichzeitig bleiben sie durch Abtrennungen und Signalisierung geschützt.
Vorbildfunktion und Skalierbarkeit
Durch einige mutige und engagierte Personen wurde hier eine grosse und starke Bewegung in Gang gesetzt. Die Cittadini zeigen auf, welche Wirkung einzelne haben können. Sie bringen die Überzeugungskraft und holen sich das Fachwissen von Expertinnen und Experten, sowohl in Bezug auf Ökologie wie auf Architektur und Konzeption. Durch eine vorbildliche und wertschätzende Zusammenarbeit mit Gemeinden und dem Kanton entstanden konstruktive und teils sogar freundschaftliche Kooperationen. Mit Freiwilligeneinsätzen wurde die Bevölkerung miteinbezogen. Sie konnte sich so den Ort aneignen, mithelfen etwas zu schaffen und sich auch als Teil des Ganzen fühlen.
Der Parco kann ausserdem als Vorbild dienen für viele solche unbeachtete «Hinterhöfe» in der Schweiz: Rückseiten von Städten und Industriegebieten, vernachlässigte Orte mit wertvollen Naturflächen. Ungeachtet der Grösse können diese Restnaturflächen, die der Mensch durch seine Bautätigkeit geschaffen hat, wieder aufgewertet und so sowohl für die Bevölkerung wie für die Biodiversität in Wert gesetzt werden.
Alle Fotos © Stefanie Würsch. Bildlegenden finden Sie hier.
Zur Website vom Parco del Laveggio