Im Jahr 2025 widmete sich der Binding Preis für Biodiversität dem Thema Biodiversität und Gesundheit. Gesucht waren Projekte, die bereits bei der Planung und Umsetzung neben der Biodiversität auch Aspekte der Gesundheitsförderung mitgedacht hatten.
Grünräume im Siedlungsraum können einen erwiesenen Effekt auf die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner haben. Wenn die Gesundheit gemäss der Definition der WHO ganzheitlich betrachtet wird, gibt es die folgenden Wirkungsmechanismen der Natur und der Biodiversität auf die menschliche Gesundheit: Minderung negativer Umwelteinwirkungen (saubere Luft, sauberes Wasser, weniger Lärm), Erholung & Verbesserung der Aufmerksamkeit, Ermöglichung sozialer Interaktionen, Bewegungsförderung, Staunen & Ehrfurcht.
Ein Spaziergang in der Natur reduziert Stress und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Dies haben Messungen des Cortisolspiegels und Selbsteinschätzungen bereits in verschiedenen Untersuchungen aufgezeigt. Ein Aufenthalt in der Natur kann Kindern mit ADHS helfen, sich besser zu konzentrieren. Das Staunen und Betrachten der Natur und der Biodiversität lenkt vom oft stressigen Alltag ab und führt so zu weniger Müdigkeit und besserer Erholung. Ein Grünraum kann zudem dazu beitragen, dass sich Menschen mehr mit einem Ort verbunden fühlen. Eine Fläche selbst mitgestalten zu können, sich darin aufzuhalten und sich mit ihr zu befassen, kann einen grossen Einfluss auf die psychische Gesundheit von einzelnen und einer Gemeinschaft haben.
Noch detailliertere Informationen liefern die folgenden Quellen:
Frische Luft, Bewegung und der Blick ins Grüne beeinflussen auch die physische Gesundheit. Bereits in den 80er-Jahren wurde festgestellt, dass sich Patienten nach einer Gallenblasenoperation wesentlich schneller erholten, wenn ihr Zimmer Ausblick ins Grüne hatte im Gegensatz zu Patienten, mit Aussicht auf eine Betonwand (siehe unten Ulrich, 1984). Schon nur der visuelle Faktor hat somit einen Einfluss auf die körperliche Genesung.
Grünräume im Siedlungsraum können so gestaltet werden, dass sie verschiedene Generationen zum Bewegen einladen. Spielplätze, offene Wiesen, Vita Parcours und ähnliches motivieren Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, sich aktiv zu betätigen und so etwas für ihre eigene Gesundheit zu tun. Ausserdem reduzieren Grünflächen den Lärm der umgebenden Stadt und können so auch zu einer wohltuend ruhigen «Soundscape» beitragen. Wenn Kinder sich in frühen Jahren vermehrt draussen und auf Grünflächen bewegen, wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass sie später wegen Kurzsichtigkeit eine Brille benötigen.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Einfluss von Biodiversität und Natur auf die physische Gesundheit:
Die soziale Gesundheit ist stark verbunden mit der psychischen Gesundheit. Grünräume, die als einladender Treffpunkt gestaltet sind und neben Flächen für die Biodiversität auch Flächen für den sozialen Austausch vorsehen, fördern ein gesundes und freundliches Zusammenleben. Einsamkeit ist ein grosses Thema in Zeiten der Digitalisierung und Treffpunkte im Grünen können dieser entgegenwirken. So können Biodiversität und Grünflächen zu einer gestärkten psychischen Gesundheit jedes einzelnen beitragen. Zur sozialen Gesundheit gehört zudem auch, dass Menschen aller Altersgruppen Raum in der Öffentlichkeit erhalten. Jugendliche werden beispielsweise häufig als störend empfunden und vertrieben, stattdessen könnte man spezifisch für diese Altersgruppe Nischen schaffen, in welche sie sich zurückziehen kann. Erfahrungen zeigen, dass Littering und Vandalismus abnehmen, wenn Jugendliche in die Planung und Gestaltung eingebunden werden.
Interessante Quellen zur sozialen Gesundheit in Verbindung mit Grünräumen:
Die Unterscheidung zwischen physischer, psychischer und soziales Gesundheit ist teilweise arbiträr und das eine beeinflusst klar das andere. Die Gesundheit muss als Ganzes betrachtet werden und als wichtiges Element bei der Planung von Grünflächen mitgedacht werden.
Insgesamt gelten viele der angesprochenen Punkte für Natur im Allgemeinen und nur selten wurden Effekte spezifisch für biodiverse Flächen untersucht. Wenn Grünflächen in der Stadt jedoch biodivers gestaltet sind, dann können sie gleichzeitig eine positive Wirkung auf die menschliche Gesundheit und einen Beitrag zur natürlichen Vielfalt leisten.
Weitere interessante Quellen:
Buch «Biodiversity and Health in the Face of Climate Change” (Marselle et al, 2019)
Wissenschaftlicher Artikel: A Review of the Health Benefits of Greenness (James P. et al., 2015)